Vier Nordlichter auf den World U24 Ultimate Championships in Perth, Australien

Gleich vier Jungmöwen des Hamburger Damen Ultimate Teams „Seagulls“ breiteten nach Silvester die Flügel aus und flogen nach Australien, denn in Perth fanden vom 7. Januar bis zum 13. Januar 2018 die U24 Weltmeisterschaften im Ultimate Frisbee statt. Nach zwei Jahren Vorbereitung, unzähligen Stunden im Fitnessstudio, Sprinteinheiten, Trainingslagern und Vorbereitungsturnieren sind wir endlich am Ziel dieser langen Reise angekommen. Lang war dieser Weg definitiv – wir haben nachgerechnet: circa 8560km haben wir im Laufe dieser Vorbereitung auf deutschen, niederländischen und belgischen Straßen hinter uns gebracht. Das ist mehr, als eine Umrundung Australiens (ca. 6500km).

 

Umso größer war die Vorfreude, als am 3. Januar 2018 das gesamte Team in Perth zusammenkam, um die letzten Tage der Vorbereitung abzuschließen.  Vier Tage Zeit, sich zu akklimatisieren, den Jetlag zu überwinden und die ein oder andere Trainingseinheit zu absolvieren. Ein erster Höhepunkt war ein Testspiel gegen Sublime Ultimate, einem lokalen Team aus Perth. Mit viel Energie und bereits gut funktionierenden Spielzügen konnten wir das Spiel deutlich für uns bestimmen und allen war klar, da war noch viel Luft nach oben. Mit dieser Gewissheit fieberten wir alle der WM entgegen.

Am Tag der Eröffnungszeremonie zogen schließlich alle mit gepackten Sporttaschen und Deutschlandfähnchen zu den Feldern des UWA Sportparks in Perth. Einzig der krankheitsbedingte Ausfall von gleich vier unserer Spielerinnen trübte ein wenig die Stimmung – da sich alle mittlerweile jedoch wieder auf dem Weg der Besserung befanden, konnten wir zuversichtlich sein, dass sie im Laufe des Turniers wieder mit uns auf dem Feld stehen konnten. So starteten wir mit zwar dezimiertem Kader, aber viel Elan in unser erstes Spiel gegen die Neuseeländerinnen, in welchem wir souverän dominieren konnten (15:3).

Mit einem so deutlichen Sieg ins Turnier zu starten gibt einem ein gutes Gefühl, auch wenn man weiß, dass die kommenden Gegner bei weitem nicht so leicht zu bezwingen sein werden. Entsprechend ernst nahmen wir am zweiten Spieltag auch unseren nächsten Gegner: Österreich – man kennt sich. Nach einem anfänglich recht ausgeglichenen Spiel gelang es uns schon in der ersten Halbzeit mit 8:3 in Führung zu gehen. Schlüssel für diese Leistung war ganz klar unsere immer besser funktionierende Verteidigung. Durch konsequente Ausnutzung von gegnerischen Fehlern gelang uns ein verdienter 15:7 Sieg gegen die Österreicherinnen.

Am Nachmittag wartete mit Kanada dann ein starker Gegner auf uns. Neben den USA zählt Kanada zu den stärksten Ultimate-Nationen und spielt in der Regel immer mit um die oberen Plätze. Mit entsprechendem Respekt begegneten wir den Kanadierinnen in diesem Spiel, konnten zunächst jedoch gut mithalten. Erst kurz vor der Halbzeit gelang es Kanada, sich abzusetzen und diesen Vorsprung auch im weiteren Spielverlauf zu halten: 9:15 für die Kanadierinnen. Trotz der Niederlage gingen wir gestärkt vom Feld, denn wir konnten unser Zusammenspiel enorm steigern.

Am dritten Spieltag stand uns Japan gegenüber. Ein starkes Team mit einer uns völlig ungewohnten Spielweise aus sehr vielen schnellen, kurzen Pässen, die zu unterbinden uns sichtlich Mühe kostete. Wir brauchten zu lange, um uns an dieses Spiel zu gewöhnen und verloren 10:15.

Mit einem Spiel gegen die USA startete dann unser vierter WM-Tag. Ein Spiel außer Konkurrenz – die Amerikanerinnen waren bisher ungeschlagen auf diesem Turnier. Dennoch wollten wir doch mal sehen, wie viel wir der alljährigen Nummer Eins entgegensetzen konnten. Wir brauchten eine Weile, um den großen Respekt gegenüber der USA abzuschütteln, wurden nach und nach immer sicherer und schafften zum Schluss sogar noch drei Punkte in Folge, bevor die Amerikanerinnen das Spiel mit einem 15:8 Sieg beendeten. Mit der Leistung konnten wir durchaus zufrieden sein und erwarteten in nahezu euphorischer Stimmung das nächste Spiel gegen die Philippinen.

Enorm zunehmender Wind stellte schon vor dem WarmUp klar, dass dies kein klassisches Spiel werden würde. Wir stellten uns also schon vor dem Spiel auf viele Scheibenverluste (Turnover) auf beiden Seiten ein und bekamen die Ansage: „Kein Kurzpassspiel!“. Gesagt, getan, das Spiel begann und wir stellten fest, dass unsere Gegnerinnen auf die gleiche Strategie setzten. Eine großzügige Raumverteidigung und direkt lange Pässe bei Scheibenbesitz, um Raumgewinn zu erzielen. Bis zum 4:3 blieb es ein enges Spiel mit diversen Turnovern und nicht ganz ohne Frust. Danach bekamen wir ein besseres Gefühl für den Wind und ließen die Philippinen zu keinem Punkt mehr kommen. Mit 13:3 gewannen wir das Spiel und können stolz hinzufügen, dass wir Hamburgerinnen als winderprobte Spielerinnen einen großen Anteil an diesem Ergebnis hatten.

Weiter geht’s an Tag 5. Mit Großbritannien stand uns wieder ein europäisches Team gegenüber. Bei nur wenig Wind und trotz einer anfänglich schwächelnden Verteidigung fanden wir schnell ins Spiel und waren in der Lage, das Spiel mit 15:9 zu beenden.

Am Nachmittag kam wieder heftiger Wind auf und wir mussten uns gegen Singapur erneut damit abfinden, dass saubere Pässe und taktisches Spiel nicht zum Sieg führen würden. Also wieder Raumverteidigung, Scheibe gewinnen, lang Werfen – Repeat. Auch diesmal ging diese Strategie auf. Nach einem langen Kampf gegen den Wind fuhren wir mit einem 11:4 Sieg zurück ins Hotel.

Am sechsten Spieltag ging es um alles. Mit Kolumbien und Australien standen uns starke Gegner bevor und beide mussten geschlagen werden, um ins Halbfinale zu kommen. Entsprechend hart umkämpft war das Vormittagsspiel gegen Kolumbien. Mit spielerischen Höchstleistungen und einem durchweg engen Punktestand blieb es bis zum Schluss spannend, bevor die Kolumbianerinnen letzten Endes doch das Spiel mit 12:10 für sich entscheiden konnten. Eine Enttäuschung, die jede von uns erstmal verdauen musste.

Auch im Spiel gegen Australien war noch zu spüren, wie sehr uns diese Niederlage mitgenommen hat; - zumal wir mittlerweile auch körperlich an unsere Grenzen stießen. 10 Spiele innerhalb von sechs Tagen sind auch für gut trainierte Spielerinnen kein Zuckerschlecken und so zog Australien uns schon zu Beginn des Spiels davon, bevor wir nach der Halbzeit nochmal alle Kräftereserven bündelten, um ein Comeback zu starten. Leider zu spät, die Australierinnen gewannen verdient mit 15:9.

Damit verabschiedeten wir uns mit einem sechsten Platz aus dem Turnier und können rückblickend erhobenen Hauptes nach Hause fliegen. Als bestes europäisches Team haben wir uns im Laufe des Turniers sowohl als Mannschaft, als auch individuell enorm steigern können und gezeigt, dass wir das Potenzial haben, auch noch weiter oben mitzuspielen. Mit gleich vier Hamburger Spielerinnen im Kader der U24-Nationalmannschaft ist dieses Abschneiden doppelt erfreulich, da wir mit den neu gewonnenen Erfahrungen unser Heimteam bereichern und gleichzeitig Hamburgs Bedeutung in der Ultimate-Gemeinschaft Deutschlands stärken können.

Bei der U24-WM am Start: Anna, Inga, Katrin und Rike

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