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Die Fischbees-Fregatte in südlichen Gefilden...

... oder wie Karsten die Mixed-DM erlebt hat: 

Freitag, 26. September 2008, 18:45: Wir verlassen Hamburg an Bord einer tiefliegenden Fregatte und jagen mit dem Nordwind nach Süden. Siebzehn Stunden später: Samstag, 27. Septemer 2008, 01:30: Die Beine sind eingeschlafen, die Knie tun etwas weh, nichts Außergewöhnliches. Außentemperaturen: 4°C. Noch fünf Stunden bis zum Wecken.

Samstag, 27. September 2008, 07:00: Vom Zähneklappern aufgewacht. Es ist dunkel. Draußen vor dem Zelt höre ich Stimmen. Sie unterhalten sich in einer fremden, südlichen Mundart, die ich nicht verstehe. Vielleicht Alemannen. Meine Begleiter haben sich offenbar schon an die kalte, dünne Luft gewöhnt. Fröhlich scherzend huschen sie geschäftig vor den Zelten hin und her. Ich stehe auf. Im Versorgungszelt herrscht die gleiche Dunkelheit wie rings umher. Nur langsam schaffen die Eingeborenen  Kaffee, Brot und Nutella heran. Die Mahlzeit ist einfach, aber schmackhaft. Der Frost nagt an unseren Gliedern. Es gelingt uns nur mühsam, uns warm zu halten. Das heutige Ziel ist der obere Pool, ein kleines, geheimnisvolles Gewässer irgendwo hoch oben zwischen den Gipfeln, der der Legende nach von warmen Quellen gespeist und von wohltuenden, exotischen Aromen umweht wird. Man berichtet von außerirdisch schönen Nymphen, die an seinen Ufern ... naja u.s.w. Wir brechen auf. Nach etwa fünf Meilen schneller Fahrt treffen wir auf eine Gruppe Stuttgarter. Sie sind zahlenmäßig überlegen und offenbar nicht gewillt, uns passieren zu lassen. Das bedeutet Kampf. Wir werfen uns in die Schlacht und zwingen unsere Gegner in die Defensive. Das Glück ist uns hold und so können wir die Schwaben weiter und weiter zurückdrängen. Doch schon keimt Hochmut in unseren Reihen. Gewonnen schon scheint die Schlacht, geschlagen der Gegener, der sich nun Schritt um Schritt aus der Bedrängnis zu befreien vermag. Oh Fortuna, so wendest du das Geschick. Die Schwaben kommen über uns, werfen uns zurück, uns bleibt nichts als der Weg ins Tal. Hier ist kein Durchkommen. Also einen anderen Weg. Über Frankfurt. Der ist beschwerlicher, wird Kraft kosten, aber er ist gangbar, und nunmehr der einzige, der noch offensteht. Um die Stiefel zu schonen habe ich sie mit Pflanzenfasern umwickelt. Die Füße schmerzen. Zwei Stunden später treffen wir auf die ersten Frankfurter. Sie sind nicht freundlicher als die Stuttgarter, aber unserer wilden Entschlossenheit können sie nichts entgegensetzen. Wie ein Sturm fegen wir über sie hinweg, in alle Himmelrichtungen stieben sie auseinander. 11:10. Das bedeutet: Der Weg führt über Aachen und Karlsruhe. Die Füße sind nun blutig, aber wir haben das Ziel fest im Blick. Aachen muss sterben. Aber Aachen stirbt nicht. AACHEN MUSS STERBEN!!! Aachen wankt, Aachen schwankt, Aachen ist eingeschnürt, Aachen steht mit dem Rücken zur Wand. Wir müssen nur noch zustoßen, nur noch ein letzter, winziger Meter, nur noch ein einziges Mal zugreifen, doch nein. Aachen fällt nicht. Und zu allem Überdruss stellen wir fest: Aachen musste gar nicht sterben. Karlsruhe muss sterben, nicht Aachen. Wenn Aachen stirbt, nutzt uns das gar nichts. Herrje. Wenige Minuten später stehen wir fünfzehn zähnefletschenden Karlsruhern gegenüber, die Glieder schwer von der eben erst überstandenen Schlacht, das Haar zerzaust, Schmerzen in allen Körperteilen. Was können wir jetzt noch tun? Wir gehen unter. Gescheitert. Adé du lieblich duftender Quell, lebt wohl ihr Nymphen. Bedrübbeltheit.

Doch heiho, wir sind gescheitert aber nicht tot. Wir schlagen uns die Bäuche voll mit Bergen einheimischer Bolognese, bestellen Pizza bis der Tisch sich biegt. Das Bier fließt in Strömen. Morgens in der Früh wache ich auf, schabe das Eis vom Zelteingang und denke: Her mit den lausigen Franken! Kurzen Prozess mach wir mit ihnen. Und dann noch einmal wieder warmmachen, noch einmal die zuckenden Muskeln zur Tätigkeit zwingen. Die Sehnen heulen, Knochen knacken, schwarzes Blut sickert aus pulsierenden Wunden. Inzwischen kämpfen wir schon gegen Hannoveraner. Ohne Sinn schlachten wir sie nieder, mit verschleiertem Blick. Die Stiefel aufgerissen schwinge ich meine Arme mit besinnungsloser Wucht, die stieren Augen auf die Stellen gerichtet, wo die Scheibe einschlägt: Grassoden, hannoversche Gliedmaßen, Gebüsche, Unbeteiligte. Nur nieder mit ihnen. NIEDER! Und erschöpft sinke ich ins Gras. Was höre ich? Die Frankfurter sind zurück? Die sollen nur kommen. Auf sie erneut, mit Geheul. Muskeln reißen, Sinne schwinden. Wo sind sie, die räudigen Frankfurter? Sie wollen uns besiegen? Ha, niemals! Sie liegen schon fünf Punkte vorn? Lächerlich! Das Spiel ist aus? Interessiert mich nicht ... drei Stunden später wache ich auf. Ich bin frisch geduscht, satt und unter mir schnurrt das leise Surren der Fregatte, die mich Richtung Norden trägt. Oder ist es ein surrendes Schnurren. Ich kann mich bewegen, ja tatsächlich. Zwar nur ein Bisschen, aber ohne Zweifel ist es Bewegung. Ich lebe. Und ich fasse den eisernen Entschluss: Vor dem nächsten Turnier wird mehr trainiert. Fischbees: 10, Stuttgart: 1, Aachen: 2

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