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U20-Women bei der WJUC 2014 – auch der Norden hat mitgespielt! #Leccoed

wjuc 2014

Nachdem ich fast am Lübecker „Flughafen“ vorbeigefahren bin, habe ich es doch ins „Terminal“ geschafft und wartete gespannt auf meinen Flieger. Flug FR 4392 in einem Luxusjet von Ryanair sollte mich nach Bergamo und ein Shuttle von dort aus nach Lecco bringen. Am Flughafen Bergamo angekommen traf ich direkt eine Bremer Mitspielerin – gut, hier bin ich richtig! Auch nach Lecco zur „Athletes Village“ sind wir ohne Zwischenfälle gekommen. Und dann begann das Chaos...

Nachdem uns ein paar (nicht englisch sprechende) Herren am Eingang zum ehemaligen Olympiastützpunkt von Lecco mit Händen und Füßen vermittelt hatten, wo wir denn hin mussten, trafen wir auf weitere Mitstreiter der German Ultimate Nation – kurz GUN -, welche (ebenso wie wir), keine Ahnung hatten, wie es denn weitergehen sollte. Kurz darauf befand man sich in einem wenig aussagekräftigen Gespräch mit einem Mitglied der (scheinbar auch etwas planlosen, aber immerhin englisch sprechenden) STAFF-Delegation. Immerhin wurde uns irgendwann ein Schlafcontainer zugewiesen, den wir auch sofort in Besitz nahmen. Ich habe mich schnellstmöglich auf das am bequemsten aussehende Bett geschmissen, als ich auch schon mit einem lauten Krachen direkt eine Etage tiefer als beabsichtigt landete. Hmm, war ich zu schwer oder die Latten zu billig? Wohl eher Letzteres... an der Gewichtsverteilung muss ich in den nächsten Tagen wohl noch arbeiten.

 

Nach einer dann doch erstaunlich angenehmen Nacht ging das Chaos am nächsten Tag weiter. Es galt eine gefühlt 200m lange Schlange beim Frühstück zu bezwingen und die Spielerregistration abzuschließen. Die Containerstadt füllte sich nach und nach mit Teams aus aller Welt wodurch selbst der Weg zur Toilette ein gewisses Gefahrenpotential bekam, da geschätzt jeder Quadratmeter freier Luftraum von fliegenden Scheiben durchzogen wurde („HEADS!!!!“). Am Abend war das gesamte deutsche Team angereist und konnte zum ersten Meeting zusammentreten.

Die Eröffnungsfeier am nächsten Tag ließ jeden Stadtbewohner, der vielleicht noch nichts von der in den letzten Tagen immens gestiegenen internationalen Einwanderungsquote mitbekommen hatte, wissen, dass hier etwas Großes im Gange war. Geschätzte zwei Stunden lang gab jede Nation bei einer unglaublich tollen Stimmung ihre ganz persönlichen Cheers, Schlachtrufe oder Gesangseinlagen zum Besten, bevor der ganze Umzug im Stadion ankam und der offiziellen Eröffnung und dem Eröffnungsspiel beiwohnte.

 

Montag 21.07.14 – 6 Uhr morgens: Der Wecker klingelt (viel zu früh!)

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu den Shuttles, mit denen wir zu den Feldern gebracht werden sollten. Italian-Style versteht sich (inkl. Stehplätze... auf der Autobahn...!). Hier galt es zunächst, sich zu orientieren, denn der Platz war riesig! 32 Felder (in Top-Qualität wohlgemerkt) auf einem Fleck nehmen eben einen gewissen Raum ein.  Aber alles kein Problem: Feld gefunden, Stollenschuhe an und los geht’s! Warm-up! Joggen, dehnen, (War das dahinten gerade ein Blitz?), Kurzsprints, Wurfübungen (Da, noch einer!). Fertig! Jetzt nur noch Trikots überziehen und... „Stop the game, there’s lightning! Go to the main tent immediately!“. Naja... Die Begegnung GER vs. NZL musste wohl noch ein wenig warten. Nach einer so geruhsamen Gewitterpause, wie es in einem Zelt mit geschätzt 50 Teams eben möglich war, durften wir wieder zurück auf die Felder – und uns zum zweiten Mal aufwärmen.

Mit einem überraschenden 0:1 rüttelte Neuseeland uns auch sofort wach und wir konnten schnell die Zügel in die Hand nehmen. Es wurde ruhig und konsequent in die gegnerische Endzone gespielt, was am Ende mit einem 17:3 belohnt wurde.

Ganz so einfach wie das Spiel gegen Neuseeland war das nächste Match gegen die Schweizerinnen dann nicht, aber wir konnten es dennoch mit 17:5 für uns entscheiden. Kurz nach dem letzten Punkt wurde uns auch schon die nächste Gewitterpause angekündigt. Das nenn' ich Timing! Wir machten uns also erneut für unbestimmte Zeit auf ins Hauptzelt, konnten uns unser „Dinner“ gönnen (Nudeln und diverse Beilagen) und den Rest des Tages ausruhen.

 

Dienstag 22.07.14: Warum müssen wir eigentlich immer für das erste Spiel des Tages eingeteilt sein? Na was soll's... übliche Prozedur: Frühstück, Shuttle, Feld suchen, Sonnencreme auspacken, Mückenspray rumreichen, Warm-up.

Im ersten heutigen Spiel hatte uns Finnland nur wenig entgegenzusetzen. Die erste Halbzeit war noch von vielen Turnovern geprägt und wurde daher „nur“ mit 9:4 gewonnen. Allerdings hat Fuchs Marco alias Coach schnell die finnischen Haupthandler ausfindig gemacht und setzte nun unsere Marking-Spezialisten auf sie an. Den Rest erledigte die übrige Felddefence. Kombiniert mit weniger Scheibenverlusten konnten wir so in der zweiten Halbzeit noch stärker dominieren (17:6).

Das zweite Spiel (GER vs. AUT) versprach eine knappe und vor allem harte Partie zu werden. Immerhin hatten wir uns in einem Trainingslager bereits beäugen können. Das anfänglich ausgeglichene Spiel drehte sich nach dem 4:4 immer deutlicher zugunsten der Österreicher. Konnten wir doch sonst jede Zonendefence aushebeln, hatten wir gegen die österreichische Deckung diesmal sichtlich Probleme und verwarfen häufig noch kurz vor der gegnerischen Endzone. Unsere Nachbarn zogen so auf 6:14 davon, bevor wir noch einmal unseren Booster starten und auf 10:16 verkürzen konnten. Das reichte nur leider nicht mehr und wir verloren mit 10:17. Schade, denn uns allen war klar, dass wir wohl gerade unser schlechtestes Spiel im Turnier gezeigt hatten. Dass die Österreicherinnen uns später mitteilten, dass sie gegen uns ihr bestes Spiel gehabt hätten, machte die Niederlage auch nicht gerade leichter. Schlechtes Timing aus unserer Sicht würde ich sagen... Bei den Containern angekommen wurde die erste Trikotwascharie gestartet und sich auf den dritten Spieltag eingeschworen. Morgen hieß unser erster Gegner: USA! Wann hat man schon die Gelegenheit, ein wenig gegen Amerika zu zocken???

 

Mittwoch 23.07.14:  Das Übliche: Frühstück, Shuttle...ach ihr wisst schon. So langsam wurde jedes Warm-up zum Kampf, da sich nun doch die Strapazen der letzten Tage bemerkbar machten. Aber was wäre man für ein Team, wenn man deswegen gleich runter schalten würde? Richtig, KEIN deutsches Nationalteam!

Ordentlich aufgewärmt starteten wir also in das hart umkämpfte Spiel gegen die USA, welche sich ihrerseits ebenfalls von ihrer besten Seite präsentierten. Ein Sieg war für uns zwar unwahrscheinlich, aber wir wollten doch mal sehen, wie viel wir Amerika entgegensetzen konnten. Nach einem Spiel, das übrigens mächtig Spaß gemacht hat, reichte es für ein starkes 5:17. Es wäre sicherlich der ein oder andere Punkt mehr möglich gewesen, aber der Respekt vor unseren Gegnern war vielleicht noch ein wenig zu groß. Trotzdem konnten wir zufrieden vom Feld gehen, denn wir haben den USA in einem einzigen Spiel so viele Gegenpunkte beschert, wie sie bis dahin im gesamten Turnier gesammelt hatten.

Im krassen Gegensatz zum wirklich tollen Spirit im vorigen Spiel stand das nächste Match gegen Frankreich. Wir haben von Anfang an bemerkt, dass diese Mannschaft unbedingt gewinnen möchte, koste es, was es wolle. Das gesamte Spiel war durchzogen von fragwürdigen und meist verspäteten Calls, die augenscheinlich häufig nur getätigt wurden, um unseren Punkt zu verhindern. Ein Spirit-Timeout wäre hier sicherlich angebracht gewesen, aber aus irgendeinem Grund ist keiner auf die Idee gekommen, es zu beantragen. Die Halbzeit (9:8) wurde daher auch genutzt, um die Gemüter weitgehend zu beruhigen. So konnten wir uns wenigstens wieder aufs Spiel und nicht mehr zu sehr auf den Spirit unserer Gegner fokussieren, was sich auch sofort positiv auf unsere Spielweise auswirkte. Wir waren wieder konzentrierter und gewannen auf faire Weise das Spiel mit 15:10.

Für uns stand fest, dass wir das Viertelfinale erreicht hatten. Im morgigen Spiel gegen Japan ging es nun noch darum, einen für uns schlagbaren Gegner zu erspielen (Kolumbien oder Kanada). Dementsprechend lange wurde am Abend auch die Spielweise der Japanerinnen analysiert und besprochen. Gut vorbereitet ging es also ins Bett.

 

Donnerstag 24.07.14: Bei den Feldern angekommen erreichte uns sehr bald die Nachricht, dass unser Feld aufgrund von Starkregen und Gewittern in der letzten Nacht zu durchweicht zum Spielen sei und unser Spiel vorerst auf Eis gelegt sei. Mehrere Stunden, Durchsagen und Nachfragen später wussten wir immerhin, dass wir gute Chancen hatten, am heutigen Tag noch zu spielen (Coach Marco: „Wir werden definitiv, eventuell heute noch spielen!“). Und so kam es dann auch. Nachdem wir das exotische Aufwärmprogramm der Japanerinnen bewundert hatten, startete endlich (mit sechs Stunden Verspätung aber schönstem Sonnenschein) unsere Partie. Es zeigte sich schnell, dass das gestrige Teammeeting gefruchtet hatte. Wir konnten die japanische Spielweise (Hucks und Laufduelle) sehr konsequent unterbinden und den klaren Größenunterschied zu unserem Vorteil nutzen. 17:5 gewonnen. Da es sich um unser einziges Spiel an diesem Tag handelte, konnten wir die restliche Zeit zur Entspannung nutzen (Mmmmmh, wieder Nudeln). Bei den Containern angekommen mussten wir nur noch unseren morgigen Gegner abwarten und hoffen, dass das Viertelfinale trotz der vielen Verzögerungen und Spielausfälle stattfindet. (Gegner: Kolumbien; Findet es statt?: Ja, nein, ja, nein, vielleicht, JA!)

 

Freitag 25.07.14: Ein besonderer Tag! Wir stehen im Viertelfinale gegen Kolumbien auf dem Platz! Die Mannschaft ist heiß aufs Spiel - die Stimmung könnte nicht besser sein. Wir starten mit einer starken Offence und einer noch verbisseneren Defence. Das ganze Spiel über liegen wir nie mehr als 3 Punkte zurück und erkämpfen uns mehrmals den Anschluss. Einige fragwürdige Calls der Kolumbianerinnen konnten in der Halbzeit geklärt werden. Letztendlich machte die kolumbianische Mannschaft allerdings doch den ein oder anderen Fehler weniger und gewann mit 17:14. Die Enttäuschung war natürlich groß, hielt sich allerdings nicht allzu lange. Wir haben unser bestes Ultimate gegen den zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Weltmeister gezeigt und sowohl von den USA als auch von Kolumbien großen Respekt geerntet. Wir konnten also durchaus zufrieden mit dieser Leistung sein.

Im Spiel um Platz 5 mussten wir anschließend gegen Russland antreten. Die ersten zwei Punkte waren wir noch etwas schwergängig und gerieten daher in Rückstand (0:2). Danach wachten wir jedoch wieder auf und zeigten uns noch ein letztes Mal von unserer besten Seite (17:4 gewonnen). Als Team konnten wir uns im Laufe der Woche erheblich steigern und das Phänomen der durchgehend „besseren zweiten Halbzeit“ beobachten. Mit dem 5. Platz gehen wir so hinter Österreich als zweitbestes europäisches Team aus diesem Turnier hervor.

 

Am Samstag gehörten selbstverständlich die Finals zum Programm. Mit einem anschließenden Essen ging eine ereignisreiche Woche zu Ende. Wer sich nicht schon mit Vorfreude auf ein ordentliches Bett auf den Rückweg nach Deutschland machte, fieberte nun der WUCC als Spieler entgegen, oder reihte sich - wie ich - für die nächsten zwei Wochen als helfende Hand in die Volunteer-Army ein. (Nicht schon wieder Nudeln...)

 

Ci vediamo!

Inga

 

 (U20 Open -> 3. Platz; U20 Women -> 5. Platz; U17 Open und U17 Women -> 4. Platz).

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